Der Verfall der Bildung

PISA-Studie und IQB-Bildungstrend

Seit Jahren werden die Leistungen unserer Schüler schlechter. Ursachen sind die zunehmende Diversität der Schülerschaft, aber auch problematische Lernmethoden. Wenn ein Umsteuern nicht bald gelingt, leidet der Wirtschaftsstandort Deutschland.

Veröffentlicht auf CICERO-online am 6. 12. 2023

Das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) veröffentlichte im Oktober 2023 den neuesten Bildungstrend. Er bewertet die Kompetenzen der Neuntklässler im Fach Deutsch. Überprüft werden die Kompetenzen Lesen, Zuhören und Rechtschreibung. Die Ergebnisse der Studie sind niederschmetternd. Gleichwohl gingen Politik und Öffentlichkeit nach einem kurzen „Oh, wie schlimm“ wieder zur Tagesordnung über. Seit Jahren hat man sich anscheinend daran gewöhnt, dass die Leistungen unserer Schüler immer schlechter werden. Das Versagen der Schüler im Fach Deutsch ist nicht nur ein Armutszeugnis für das Land der Dichter und Denker. Es sorgt dafür, dass sich auch die Leistungen der Schüler in den anderen Fächern verschlechtern. Deutsch ist nämlich in allen Fächern außer den Fremdsprachen Unterrichtsprache. Wer sie nicht beherrscht, kann auch dem Unterricht in Geografie oder Chemie nicht richtig folgen. Selbst in Mathematik leiden die Leistungen, weil die meisten Mathe-Aufgaben in Textform gestellt werden.

An der Grenze zum Analphabetismus

Um sich das volle Ausmaß des Desasters zu vergegenwärtigen, reichen einige zentrale Aussagen der Studie. Bei den Schülern, die den Mittleren Schulabschluss (MSA) anstreben, verfehlen knapp 23 Prozent im Lesen die Mindeststandards. Beim Zuhören sind es ca. 25 Prozent, in der Rechtschreibung gut 13 Prozent. Bis zu 18 Prozent der Schüler weisen so schlechte Leistungen auf, dass sie nicht einmal den Anforderungen des Hauptschulabschlusses genügen, der sich neuerdings Erster allgemeinbildender Schulabschluss (ESA) nennt. Die Mindeststandards in Deutsch bilden die Scheidelinie, die Schüler vom Analphabetismus trennt. Man kann sich ausmalen, was es für die Berufswelt bedeutet, wenn immer mehr Schulabsolventen auf den Arbeitsmarkt drängen, des Deutschen nicht mächtig sind. Dass der Leistungspegel seit 2015 stetig nach unten zeigt, geben die Autoren der Studie unumwunden zu: „In keinem [Bundes-]Land sind im Fach Deutsch signifikant positive Veränderungen zu verzeichnen.“ Auch die Gymnasien sind vom Leistungsabfall nicht verschont geblieben. Im Fach Deutsch erreichten Gymnasiasten bundesweit ein signifikant geringeres Kompetenzniveau als im Jahr 2015. Der Rückgang der Leistungen an den Gymnasien ist zwar geringer ausgeprägt als in der Gesamtpopulation der Neuntklässler, aber ebenfalls substanziell.

Diversität in den Schulklassen mindert die Leistung

Ein Umstand ist an der Studie neu: Sie drückt sich nicht länger darum herum, eine der Ursachen für den Leistungsverfall klar beim Namen zu nennen: die zunehmende Diversität in den Klassen, verursacht durch Schüler mit Migrationsgeschichte, die entweder das Deutsche gar nicht oder nur rudimentär beherrschen. 2022 erreichte der Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund in der Schülerschaft 38 Prozent, in den Brennpunktgebieten unserer Großstädte beträgt er an manchen Schulen bis zu 90 Prozent.  Der Anstieg dieser Schülerpopulation geht seit 2015 auf Schüler zurück, die selbst noch im Ausland geboren wurden. Da sie bei der Einschulung nicht Deutsch sprechen, belasten sie den Unterricht in besonders gravierender Weise. Die Lehrkräfte müssen nämlich neben dem regulären Fachunterricht die Vermittlung der deutschen Sprache bewältigen.  Die Leistungsstudie hat herausgefunden, dass die Kinder zugewanderter Familien „in allen Fächern und Kompetenzbereichen signifikante Kompetenznachteile“ aufweisen. Sie betreffen vor allem das sinnerfassende Lesen und Zuhören. Da beide Kompetenzen für das schulische Lernen elementar sind, kann man erahnen, weshalb Kinder mit Migrationsgeschichte an unseren Schulen deutlich schlechter abschneiden als Kinder aus einheimischen Familien.

Grundschule am Limit

Vor kurzem machte die Ludwigshafener Gräfenau-Grundschule bundesweite Schlagzeilen, weil bekannt wurde, dass 40 Erstklässler die Klasse wiederholen mussten, weil sie in der ersten Klasse das für die Versetzung nötige Wissen nicht erworben hatten. Im Jahr zuvor waren es nur 24 Schüler gewesen. Die Schule liegt im Hemshof, einem Stadtteil, der sich zum bevorzugten Zentrum der Einwanderung verschiedener Nationalitäten entwickelt hat.  Stadtsoziologen gilt dieses Quartier als Brennpunkt oder Problemviertel. An der Gräfenau-Grundschule beträgt der Anteil ausländischer Kinder 98 Prozent. Viele Kinder sprechen bei der Einschulung kein Deutsch, weil sie keine Kita besucht haben. In Familie und Freizeit lernen sie auch kein Deutsch, weil man sich im Wohnquartier problemlos mit der Muttersprache verständigen kann.  Man findet immer jemanden aus der eigenen ethnischen Community. Die meisten Eltern der Kinder gelten als bildungsfern. Sie sind zudem so durch die Bewältigung ihres Lebensunterhalts so sehr in Anspruch genommen, dass sie ihren Kindern keine Hilfe sein können. Die Startbedingungen für solche Kinder sind denkbar schlecht. Wenn sie im normalen Fachunterricht nebenher Deutsch lernen müssen, lernen sie die Sprache nicht systematisch. Zudem bremsen sie das Lerntempo derjenigen, die des Deutschen schon mächtig sind und sich auf das fachliche Lernen konzentrieren möchten. Für eine Auslagerung der Deutsch-Förderung aus dem Unterricht fehlen der Schule die Lehrkräfte, von Fachkräften für Deutsch als Zweitsprache ganz zu schweigen. Deshalb wursteln sich die Lehrkräfte durch den Alltag und kompensieren die Mangelsituation mit erhöhtem persönlichem Einsatz.

Gezielte Sprachförderung trägt Früchte

Als Ruheständler habe ich an mehreren Berliner Gymnasien Vertretungsunterricht geleistet. Dabei konnte ich hautnah studieren, wie sich diverse Klassen auf das Leistungsbild der Schüler auswirken. Im bürgerlichen Bezirk Zehlendorf betrug der Ausländeranteil weniger als 20 Prozent. Das Leistungsvermögen der Schüler war in meinen Fächern Deutsch und Geschichte erfreulich hoch. Anders sah es an einem Gymnasium im Bezirk Schöneberg-Tempelhof aus. Dort fanden sich in den unteren Klassen bis zu 60 Prozent Kinder mit Migrationsgeschichte. Mir wurde schnell klar, dass diese Kinder bei den Leistungsüberprüfungen, die einen elaborierten Sprachgebrauch voraussetzen, benachteiligt sind. Ich bot deshalb für Migrantenkinder am Nachmittag freiwillige Förderstunden an, bei denen wir intensiv die Formate der Klassenarbeiten übten. In Deutsch war es die Analyse literarischer Texte, in Geschichte die Interpretation historischer Quellen. Die Schüler mit Zuwanderergeschichte sprachen alle gut Deutsch. Dennoch hatten sie Probleme, das literarische Deutsch der Romane und Kurzgeschichten und das antikisierende Deutsch der historischen Quellen zu verstehen. Der Förderunterricht wurde von den Schülern gut angenommen und war erfolgreich. Fast alle Teilnehmer schnitten bei den Klassenarbeiten gut ab. Mir zeigte dieses Beispiel, wie der Weg aussehen könnte, der Kinder mit sprachlichen Defiziten so fördert, dass sie ihre intellektuellen Gaben optimal ausschöpfen können. Die Sprachförderung darf nicht im regulären Unterricht stattfinden, weil er sonst den Fachunterricht beeinträchtigt. Er sollte von Deutschlehrern in Sonderkursen durchgeführt werden, die sich auf die Anforderungen der jeweiligen Unterrichtsfächer beziehen. Dass Migrantenkinder ebenso erfolgreich lernen können wie einheimische Kinder, zeigen die Abiturergebnisse unserer Gymnasien. Unter den zehn besten Absolventen eines Jahrgangs finden sich immer etliche Schüler mit Einwanderergeschichte.

Sekundar- und Gemeinschaftsschulen mit problematischen Lernmethoden

Im Sekundarbereich besuchen die meisten Schüler die integrativen Schulformen, die in jedem Bundesland einen anderen Namen tragen. Sie haben die Gesamtschule abgelöst, die bei rot-grünen Bildungsplanern unter Selektionsverdacht geraten war. Ihnen missfällt, dass an dieser Schulform die Schüler in den drei Hauptfächern Deutsch, Mathematik und Englisch nach Begabung unterrichtet werden. Obwohl dieses Fachleistungsprinzip gute Lernergebnisse ermöglichte, wurde die Gesamtschule vielerorts ausgemustert und durch eine Schulform ersetzt, an der die Binnendifferenzierung dominiert. Wenn eine Sekundarschule neben dem Mittleren Schulabschluss auch noch das Abitur anbietet, entsteht in den Klassen eine Begabungsmischung, die vom halben Analphabeten bis zum intellektuellen Überflieger reicht. Man muss kein pädagogischer Experte sein, um zu ahnen, dass das beste Unterrichtskonzept nicht in der Lage sein wird, solchen extremen Begabungs- und Wissensunterschieden gerecht zu werden. Ich habe notgedrungen nach diesem Konzept unterrichtet und festgestellt, dass von der Binnendifferenzierung nur die mittlere Schülergruppe, die in den Klassen die Mehrheit bildet, profitiert. Die schwachen Lerner fallen zurück, weil ihnen keine optimale Förderung zuteilwird, und die guten Lerner bekommen nicht die anspruchsvollen Impulse, die ihrem hohen Intellekt und ihrer schnellen Auffassungsgabe angemessen wären.

Viele Bundesländer haben im Wissen um die Schwäche der Binnendifferenzierung eine weitere Schulform eingeführt: die Gemeinschaftsschule. Sie hat sich dem individualisierten Lernen verschrieben. Jeder Schüler bekommt einen auf sein Auffassungsvermögen zugeschnittenen Lernplan, den er eigenständig abarbeitet. Die Hilfe der Lehrkraft darf er nur dann in Anspruch nehmen, wenn er aus eigener Kraft absolut nicht mehr weiterkommt. Erfahrungen mit dieser Lernmethode haben gezeigt, dass sie besonders den leistungsschwachen Schülern schadet. Sie haben im Elternhaus nicht gelernt, sich selbst zu organisieren. Außerdem brauchen sie die helfende und leitende Hand der Lehrkraft, die ihnen aber wegen des Dogmas des Selbstlernens allzu oft vorenthalten wird. Für die schlechten Schülerleistungen unserer Schüler ist also nicht nur die diverse Zusammensetzung der Schülerschaft verantwortlich, sondern auch eine dogmatische Festlegung auf Lernmethoden, denen man – wissenschaftlich ungeprüft – eine Wirksamkeit unterstellt, die sie offensichtlich nicht besitzen. Leider hat die IQB-Studie zu diesem Manko keine Aussagen getroffen.

Chaos bestimmt die Lernatmosphäre

In Berlin werden alle staatlichen Schulen im Turnus von fünf Jahren von der Schulinspektion der Bildungsbehörde überprüft. Eine Jury aus drei erfahrenen Lehrern spricht mit Schülern und Eltern, studiert Dokumente, wie z.B. das Schulprogramm, und besucht jede Lehrkraft im Unterricht. Mir erzählte ein beteiligter Schulleiter, dass man das, was er an einigen Berliner Sekundarschulen erlebt hat, nicht mehr Unterricht nennen könne. Ihm sei klar geworden, dass man angesichts der chaotischen Zustände in den Klassen auch weiterhin mit schlechten Lernleistungen der Schüler wird rechnen müssen. Um dieser Aussage auf den Grund zu gehen, hospitierte ich in einer Integrierten Sekundarschule in Berlin-Moabit. Eine freundliche junge Kollegin nahm mich mit in ihren Deutschunterricht, den sie einer 9. Klasse erteilte. In der folgenden Doppelstunde erlebte ich hautnah, wie es den Schülern gelang, eine echte Lernatmosphäre zu sabotieren. Von 20 Schülern kamen fünf zu spät; ein Drittel der Schüler hatte das benötigte Lernmaterial vergessen; von den drei Schülern, die ein Referat halten sollten, mussten zwei passen, weil sie die Vorbereitung nicht geschafft hatten. Während des Unterrichts – es ging um die korrekte Abfassung eines Bewerbungsschreibens – war es so laut, dass man die Lehrerin nicht immer verstehen konnte; einige Schüler aßen und tranken ungeniert während des Unterrichts. Am Ende der beiden Stunden war mit Händen zu greifen, dass nur ein Teil der Schüler wirklich verstanden hatte, wie man ein Bewerbungsschreiben so abfasst, dass es der Personalchef nicht gleich in den Papierkorb befördert. Was einen guten Unterricht ausmacht – Konzentration auf die Sache, geistige Anstrengung, gegenseitiges Zuhören – hatten diese Schüler nie gelernt. Ein Jahr später wollten sie die Schule mit dem Mittleren Schulabschluss verlassen und eine Lehre beginnen. Mir war bewusst, dass es für diese Schüler einen mühevollen Start ins Berufsleben geben würde. Warum werden in den Schulen solche Zustände geduldet? Gibt es keine regelmäßigen Unterrichtsbesuche durch die Schulleitung? Warum werden Lehrkräfte, die methodische Schwächen zeigen, nicht durch Fortbildungen ertüchtigt? Offensichtlich hat es sich in den Schulen noch nicht herumgesprochen, dass Unterrichten ein Handwerk ist, das mit Können, Sorgfalt und Verantwortung ausgeübt werden muss, damit die Schüler in ihren Lebenschancen nicht beeinträchtigt werden.

Sekundärtugenden verbürgen Lernerfolg

Mit wurde bei diesem Schulbesuch klar, dass viele Lehrkräfte keine Anstrengungen mehr unternehmen, den Schülern die für erfolgreiches Lernen unverzichtbaren Sekundärtugenden zu vermitteln. Vermutlich gilt das vielen jungen Lehrern als „autoritär“ und „übergriffig“. Dabei weiß die Wissenschaft, wie wichtig die richtige Lerneinstellung für das Lernen ist. Lernforscher der Universitäten Tübingen, Houston und Illinois haben 2018 in einer gemeinsamen Studie herausgefunden, dass es zwischen Sekundärtugenden wie Fleiß, Verantwortungsgefühl, Durchhaltevermögen und schulischem Erfolg einen deutlichen Zusammenhang gibt. Solche Lerneinstellungen haben offenbar auch einen erheblichen Einfluss auf den beruflichen Erfolg im späteren Leben, und zwar unabhängig von der Intelligenz der Schüler sowie von Bildung oder Einkommen ihrer Eltern. „Das beeindruckende an diesem Ergebnis ist, dass unser Verhalten einen Einfluss darauf hat, was aus uns wird, und nicht nur, wie wir von der Natur oder unseren Eltern ausgestattet wurden“, so Marion Spengler von der Universität Tübingen, Erstautorin der Studie. Von Stefan Zweig gibt es eine schöne Definition der Tugenden, die für die Aneignung von Bildung elementar sind. „Geistige Bildung braucht Ernst, Ehrfurcht, Mühe und Nachdenklichkeit“. An unseren heutigen Schulen muss man lange suchen, bis man noch Lehrkräfte findet, die ihren Schülern diese Einstellungen vermitteln.

Azubis scheitern an den Anforderungen der Berufsschule

Schlechte schulische Leistungen sind ein Handicap, das junge Menschen auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden mit sich herumschleppen. Dies sieht man daran, dass vielen Schulabsolventen der Weg in die Berufsausbildung nicht gelingt. Im Jahr 2020 brachen laut Berufsbildungsbericht des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (2022) 25,1 Prozent der Lehrlinge ihre Ausbildung ab. Wenn man davon ausgeht, dass etliche der Abbrecher beim Wechsel in einen anderen Beruf erfolgreich sind, bleiben nach Auskunft des Arbeitsmarkt-Experten Stefan Sell zehn Prozent der Jugendlichen, die keine Ausbildung zu Ende bringen und als Ungelernte auf dem Arbeitsmarkt landen. Sie nennt Sell eine „Hochrisikogruppe“, weil sie es schwer haben, auf dem dynamischen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Die Gründe sieht er vor allem darin, dass diese Azubis an den Anforderungen der Berufsschule scheitern. „Sie können heute einen Mechatroniker im Autobereich nicht mehr mit dem alten Kfz-Schrauber vergleichen. Das gilt aber für ganz viele, eigentlich alle Handwerksberufe, dass dort aufgrund der technologischen Entwicklung auch die Anforderungen, zum Beispiel an Mathematik und so weiter, deutlich gestiegen sind.“ (Sell) Das Versagen der Auszubildenden in Mathematik muss uns nicht wundern, nahmen doch die Mathe-Leistungen der Schüler in den letzten Jahren ebenso deutlich ab wie die Leistungen in Deutsch. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) beklagt schon seit Jahren, dass die Zahl der Schüler, die nicht ausbildungsfähig sind, unvermindert hoch sei. Schwächen gebe es vor allem in den beiden Hauptfächern Deutsch und Mathematik, wo oft nicht einmal elementare Kenntnisse vorhanden seien. In Zeiten akuten Fachkräftemangels ist es offensichtlich, dass die zu Tage tretenden schulischen Defizite der Wirtschaft schaden.

Eklatante Bildungsdefizite bei Menschen mit Migrationsgeschichte

Seit den 1980er Jahren hat sich in der Politik die Auffassung durchgesetzt, dass Deutschland zum Einwanderungsland werden müsse, weil anders der demografische Wandel nicht abzufedern sei. Dieses Postulat setzt aber voraus, dass die zu uns kommenden Menschen leicht in den Arbeitsmarkt integrierbar sind, dass sie also nicht von staatlichen Sozialtransfers leben müssen. Ein Blick auf die Erwerbsstatistik ergibt ein ernüchterndes Bild. Gegenüber einer Erwerbsquote der gesamten Bevölkerung von 70 Prozent beträgt sie bei Ausländern nur 54 Prozent und bei den seit 2015 ins Land gekommenen Zuwanderern nur 42 Prozent. Schaut man sich die Berufsfelder an, in denen Migranten tätig sind, so sind es überwiegend einfache Helfertätigkeiten, was darauf schließen lässt, dass ihnen die für anspruchsvollere Jobs nötigen Qualifikationen fehlen.

Der 12. Bericht der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration (2019) zeigte deutliche Unterschiede bei den formalen Schulabschlüssen zwischen Kindern aus deutschen und ausländischen Familien. Betrug im Jahr 2017 der Anteil deutscher Schüler ohne Schulabschluss 5,7 Prozent, war er bei Schülern mit Migrationshintergrund fast dreimal so hoch (15,3 Prozent). Machten von den deutschen Schülern 28,2 Prozent Abitur, betrug die Abiturquote bei Schülern mit Migrationshintergrund nur 19,4 Prozent. Die Studie des Statistischen Bundesamtes „Bildungsbeteiligung nach Migrationshintergrund“ (2021) kam zu dem Ergebnis, dass die Bildungsdefizite bei Menschen, die im Alter von unter 19 Jahren zugezogen sind, deutlich größer sind als bei den Gleichaltrigen, die in Deutschland geboren sind: „Sie verfügen zu 55 % weder über einen beruflichen Abschluss noch eine Hochschulreife und lediglich zu 16 % über eine abgeschlossene Berufsausbildung. Der Anteil von Menschen ohne beruflichen Abschluss und ohne Hochschulreife liegt mit 35 % höher als bei Menschen ohne Migrationshintergrund (22 %).“

Massenmigration mit Folgen

Diese Daten lassen nur einen Schluss zu: Ungesteuerte Migration verstärkt die Bildungsdefizite, die die Schüler mit Einwandergeschichte ohnehin schon haben, deutlich – mit negativen wirtschaftlichen Folgen. Die Zugewanderten werden weder das Fachkräfteproblem in Industrie, Handwerk und Dienstleistung lösen noch in nennenswerter Weise zur Steigerung des Bruttoinlandsprodukts beitragen. Viele werden ihr Leben lang von staatlichen Transferleistungen leben müssen. Die Frustration über solche Misserfolge wird sich in aggressivem Verhalten entladen. Hier bewahrheitet sich die These des britischen Migrationsforschers Paul Collier („Exodus“, 2014), wonach ungesteuerte massenhafte Einwanderung „das Sozialkapital der einheimischen Bevölkerung verringert“. Damit meint der Forscher die Bereitschaft zur Kooperation der ethnischen Gruppen mit der Mehrheitsgesellschaft, gegenseitige Rücksichtnahme und Respekt vor der Kultur des Aufnahmelandes. Je niedriger der Bildungsgrad der Zugewanderten ist, desto stärker werden universelle Werte in Frage gestellt, die die Kultur des Westens prägen. Irgendwann wird unsere Gesellschaft an den Punkt gelangen, wo Wirtschaftskraft und sozialer Zusammenhalt unter der Disruption leiden, die die Masseneinwanderung erzeugt. Durch die Bildungsstudie wurde ein Problem offensichtlich, das politische Korrektheit bislang gut zu verbergen wusste. Eine immer diversere Schülerschaft kann mit den herkömmlichen didaktischen Methoden offensichtlich nicht mehr so unterrichtet werden, dass ihre Leistungen den von der KMK beschlossenen Bildungsstandards genügen. Diese Botschaft muss alle beunruhigen, denen die berufliche Zukunft unserer Kinder am Herzen liegt. Ich sehe nur einen Ausweg aus der Bildungsmisere: Das Dogma der diversen Schülermischung in den Schulklassen muss aufgegeben werden. Sinnvoll wäre es, wenn das Lernen künftig wieder in begabungsgerechten Lerngruppen stattfände. Die Frage wird sein, ob die Politik die Kraft für eine solche „pädagogische Zeitenwende“ aufbringt.

Ein Kommentar

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Eine Antwort zu “Der Verfall der Bildung

  1. Fr. Fröhlich

    Die aktuelle OECD-Studie unterstreicht genau diese Einschätzung. Es bleibt zu hoffen, dass dieser 2. PISA-Schock zu eine Trendwende führt und das Leistungsprinzip wieder salonfähig wird.

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