Veröffentlicht in der Tageszeitung DIE WELT vom 15. 11. 2018
Bei den Berliner Grünen gibt es Bestrebungen, das Berliner Neutralitätsgesetz aufzuweichen. Für den Schulfrieden hätte dies gravierende Folgen.
Meine erste Lehrerstelle erhielt ich an einem privaten Oberstufen-Kolleg, das vom katholischen Franziskanerorden geführt wurde. Ein kleiner Teil des Kollegiums war weltlich, der überwiegende Teil gehörte dem Orden an. Die Mönche trugen die traditionelle braune Kutte mit weißer Kordel und sommers wie winters Sandalen. Auch religiöse Rituale gab es, die von allen Schülern befolgt wurden. Das ist nicht verwunderlich, da an Schulen mit konfessioneller Trägerschaft der Hausherr die Spielregeln bestimmen kann. Die von den beiden christlichen Kirchen betriebenen Schulen tun dies inzwischen sehr dezent. Schüler jeglicher Konfession, aber auch Konfessionslose dürfen die Schulen besuchen. Die Andachten zielen nicht auf religiöse Überwältigung, sondern auf geistige Anregung. Das Wertefundament, das an diesen Schulen vermittelt wird, ist bei Eltern so beliebt, dass die Wartelisten für diese Schulen immer länger werden. An muslimischen Privatschulen geht es strenger zu, weil die Träger oft noch einem Selbstbild verpflichtet sind, das die islamische Identität höher veranschlagt als Offenheit und Toleranz gegenüber Angehörigen anderer Konfessionen. Weiterlesen