Veröffentlicht in der Zeitung DIE WELT vom 26. 07. 2019.
Das egalitäre Bildungskonzept der Grünen negiert die unterschiedlichen Begabungen der Schüler. Und der Wunsch nach individualisiertem Lernen führt zu einer Benachteiligung bildungsferner Kinder.
Seit ihrer Niederlage bei der Bundestagswahl 2017 arbeiten die Grünen an einem Imagewechsel. Sie wollen das Bild von der Bevormundungs- und Verbotspartei vergessen machen und sich als politische Kraft präsentieren, die für die großen Zukunftsprobleme mehrheitsfähige, „bürgerliche“ Lösungen anbietet. Das gegenwärtige Hoch bei den Meinungsumfragen scheint den grünen Strategen recht zu geben. Es lohnt sich, nicht nur den schön klingenden Losungen zu vertrauen, sondern einen Blick in das Kleingedruckte zu werfen. In der Schulpolitik sind die Grünen immer noch mit fragwürdigen linken Konzepten unterwegs. So findet sich im Grundsatzprogramm das linke Glaubensbekenntnis: Die Schüler sollen „länger miteinander und voneinander lernen“. Ungeachtet ihrer intellektuellen Voraussetzungen, Begabungen und Lerneinstellungen sollen alle Schüler möglichst lange in derselben Klasse unterrichtet werden. Begabung als Grundlage des Schulerfolgs von Kindern wird explizit angezweifelt und stattdessen auf den Lernprozess vertraut, der alle Schüler schon auf den gleichen Stand bringen werde. Die Grünen fordern sogar „eine längere gemeinsame Grundschulzeit“, obwohl das Beispiel Berlins, wo die Grundschule sechs Schuljahre umfasst, nur abschrecken kann. Sechs Grundschuljahre verkürzen die Verweildauer am G8-Gymnasium auf sechs Schuljahre, was nicht ausreicht, um die Schüler verlässlich auf das Studium vorzubereiten. Das Wort „Leistung“ kommt im Schulprogramm der Grünen ohnehin nicht vor. Weiterlesen