Um griffige Begriffe sind Politiker nie verlegen, wenn sie den Wählern ein neues teures Projekt verkaufen wollen. So sprechen die GroKo-Koalitionäre bei ihren jüngsten Beschlüssen zur Bildung vom „Bildungs- und Digitalpakt“ und von einem „Leuchtturmprojekt“. Im Wahlkampf hatte Martin Schulz von „Kathedralen“ gesprochen, in die er die Schulen verwandeln wolle. Bei genauem Hinsehen entpuppt sich dieser Pakt als ein 10 Milliarden teures Finanzpaket. Von Bildung im eigentlichen Sinn ist nicht die Rede. Um den Bundesländern das Geld zukommen lassen zu können, muss das Kooperationsverbot aus dem Grundgesetz gestrichen werden. CDU/CSU scheinen nach hinhaltendem Widerstand inzwischen dazu bereit zu sein. Wie einschneidend dieser Schritt ist, ging im medialen Jubel über das wohltuende Mantra „Mehr Geld für die Bildung“ unter. Weiterlesen
Archiv der Kategorie: Innere Schulreform
Wo bleibt der Pakt für Schulqualität?
Eingeordnet unter Innere Schulreform, Schulformdebatte, Unterrichtsqualität
Ein Schritt vorwärts – zwei Schritte zurück
Alarmierender Rückschritt in der Schulqualität
Mitte August 2017 wurde der „Bildungsmonitor 2017“ veröffentlicht, der vom „Institut der deutschen Wirtschaft“ in Köln jedes Jahr herausgegeben wird. Diese Studie untersucht die Qualität von Bildung in Schule und Hochschule und erstellt daraus ein Ranking der Bundesländer. Wie zu erwarten war, belegen auch dieses Jahr die Länder Sachsen, Thüringen, Bayern und Baden-Württemberg die vordersten Plätze. Die drei Länder Nordrhein-Westfalen, Bremen und Berlin rangieren am Ende der Tabelle. Studiert man die Ergebnisse der Studie im einzelnen, fallen einige Verbesserungen ins Auge. So nahm die Qualität in den Handlungsfeldern Internationalisierung um 16,5 Punkte, bei der Förderinfrastruktur um 10,7 Punkte und bei den Betreuungsbedingungen um 8,8 Punkte zu. Alarmierend ist hingegen die Abnahme der Schulqualität um 7,3 Punkte. Diese Verschlechterung ist deshalb besorgniserregend, weil die Schulqualität den Kernbereich der Bildung betrifft. Weiterlesen
Schulmisere in Berlin
Koalitionsvereinbarung von Rot-Rot-Grün: eine einzige Enttäuschung
Seit 1996 stellt die SPD in Berlin ununterbrochen den Senator für Schulwesen. In jeder Koalition blieb ihr diese Verantwortung erhalten, weil sie Schule und Bildung als Kernbereich sozialdemokratischer Identität ansah. Keine andere Partei wollte ihr diesen Anspruch streitig machen. Seit der Zeit August Bebels rangiert Bildung im sozialdemokratischen Ideenfundus ganz weit oben. Die SPD wollte den Unterprivilegierten aus der Arbeiterklasse den sozialen Aufstieg ermöglichen: durch Bildung. Viele Spitzenpolitiker in den eigenen Reihen sind diesen Weg selbst gegangen, bezeugen also durch ihre eigene Vita, dass Aufstieg von ganz unten nach oben durch Bildung möglich ist. Weiterlesen
Neuerscheinung: „Auf den Lehrer kommt es an“
Im Jahre 2012 schrieb ich nach vielen Fachbüchern für den Deutschunterricht mein erstes pädagogisches Buch, in dem ich meine Erfahrungen aus über 30 Jahren Unterricht an einer Gesamtschule und zwei Gymnasien in die griffige Botschaft kleidete, die auch den Titel des Buches bildete: „Auf den Lehrer kommt es an“ / „Wie Schule gelingen kann“. Damals galt man in pädagogischen Kreisen durchaus noch als Außenseiter, wenn man, wie ich es tat, mit Überzeugung betonte, dass es in der Schule vor allem auf die Fähigkeiten des Lehrers ankomme. Zu stark war noch der Glaube, dass man mit neuen Schulformen, wie z.B. der Gemeinschaftsschule, oder mit neuen didaktischen Konzepten wie dem Kompetenzmodell eine schöne neue Lernwelt begründen könne. Weiterlesen
Lehrer unterstützen Lehrer
Lehrer sind immer noch überwiegend Einzelkämpfer. Sie bereiten ihren Unterricht alleine vor, führen ihn alleine durch und korrigieren die Klassenarbeiten und Tests zu Hause alleine. Vor allem die Planung und Ausarbeitung von Unterrichtssequenzen und die Erstellung von Lernmaterial für die Schüler nimmt viel Zeit in Anspruch, bindet wertvolle Kräfte, die die sie gut an anderer Stelle gebrauchen könnten: für Gespräche mit Schülern, Kollegen und Eltern. Gerade weil die Unterrichtsplanung so aufwändig ist, greifen Lehrer gerne auf bewährtes Material zurück. Wer wollte es ihnen verdenken? Der Innovation im Unterricht ist dies allerdings nicht unbedingt zuträglich.
Kaum ein Lehrer weiß, was der Kollege, der dasselbe Fach in einer Parallelklasse unterrichtet, in seinem Unterricht veranstaltet. Das bekommt er oft nur dann mit, wenn Schüler davon berichten, die in der Regel gut mit ihren Mitschülern vernetzt sind. Dann erfährt der Lehrer, welche Texte die anderen Klassen in Deutsch gerade lesen und wie der Geschichtsunterricht verläuft. Dann häufen sich Fragen wie: „Warum machen wir nicht auch Rollenspiele zum Wartburgfest wie die 8 c bei Herrn Weber?“ oder „Frau Müller liest in der 9 b die `Schachnovelle´. Die soll sehr spannend sein. Lesen wir das Buch auch?“ Wie man sieht, fordern Schüler einen interessanten Unterricht manchmal regelrecht ein. Weiterlesen
„Raum ist in der kleinsten Hütte…“ (Friedrich Schiller)
Warum kaputte Schuldächer und und unhygienische Toiletten nicht für eine schlechte Bildung verantwortlich sind
Anfang Dezember erschien im Berliner Stadtmagazin „zitty“ eine ausführliche Schulreportage unter dem Titel „Berliner Bildungsjammer – was sind die Ursachen?“. Wer beim Lesen des durchaus zutreffenden Titels gehofft hatte, dass er Auskunft darüber bekommt, warum die Leistungen in den Berliner Schulen so weit hinter dem Bundesdurchschnitt zurückbleiben, wurde bei der Lektüre des Textes bitter enttäuscht. Fünf Seiten lang wurden in extenso „verfallende Schulgebäude“, „stinkende Klos“ und „einstürzende Decken“ beschrieben – oft in grellem Naturalismus. Gleichzeitig wurde der Bildungsvergleich des „Instituts der Deutschen Wirtschaft“ zitiert, dem zufolge das Berliner Schulsystem den letzten Platz aller Bundesländer belegt. Dadurch erweckte der Artikel den Eindruck, das schlechte Abschneiden der Berliner Schüler im bundesweiten Bildungsranking habe seine Ursache in den baulichen Missständen. Im ganzen Artikel findet sich kein einziges pädagogisches Argument, das belegen könnte, weshalb Berliner Schüler bei den bundesweiten Vergleichstests versagen. Weiterlesen
Eingeordnet unter Innere Schulreform, Rolle des Lehrers
Kompetenzorientierung am Pranger
In der letzten Februarwoche 2015 wurden die Ergebnisse des Grundschultests „Vera 3“ in Mecklenburg-Vorpommern veröffentlicht. Getestet wurden die Rechtschreibleistungen der Drittklässler. Das Ergebnis ist schockierend: Mehr als ein Drittel der Schüler (37,4 %) erreichen nicht einmal den Mindeststandard, den die Kultusministerkonferenz festgelegt hat. Weitere 25,9 % erreichen dieses Minimum nur knapp. Man kann also davon ausgehen, dass mehr als die Hälfte der Grundschüler der 3. Klasse in diesem Bundesland die deutsche Rechtschreibung nicht oder nur unzureichend beherrscht. Ein niederschmetterndes Resultat. Weiterlesen
Freier Blick ins Klassenzimmer
Mir wird immer wieder von Kollegen berichtet, dass sich große Teile des Lehrerkollegiums ihrer Schule dagegen sträuben, ihren Unterricht für andere Lehrer zugänglich zu machen. Zu verfestigt ist die Gewohnheit, im Klassenzimmer mit den Schülern allein zu sein – unbeobachtet und unkontrolliert. Die „geschlossene Tür“ beim Unterricht ist eines der letzten Tabus an unseren Schulen. Weiterlesen