Veröffentlicht in der Tageszeitung DIE WELT vom 06. 12. 2019
Für Arztpraxen oder Restaurants ist es normal, dass sie auf Online-Portalen bewertet werden. Lehrer hingegen sträuben sich gegen das Feedback durch ihre Schüler, weil sie sich vor unsachlicher Kritik fürchten. Der Widerstand ist aber fehl am Platze.
Im Jahr 2007 wurde Deutschlands Lehrerschaft aufgeschreckt, als drei Kölner Studenten die Plattform „spickmich.de“ ins Netz stellten, auf der Schüler ihre Lehrer mit Kommentaren und Noten anonym bewerten konnten. Es ging um Motivation und fachliche Kompetenz, persönliches Auftreten und Kleidungsstil. Da die Betreiber keinerlei Filter eingebaut hatten, häuften sich spaßhafte Bewertungen und rachegetriebene Verunglimpfungen. Als Lehrer wegen Verletzung ihrer Persönlichkeitsrechte gegen die Plattform klagten, bekamen die Schüler vor den Gerichten recht: Ihre Kommentare seien keine Tatsachenbehauptungen, sondern Werturteile. Und die seien gesetzlich erlaubt. 2009 wurden die Klagen der Lehrer gegen „spickmich.de“ vom Bundesgerichtshof höchstrichterlich abgewiesen. 2014 wurde die Internetseite ohne Begründung abgeschaltet. Weiterlesen