In Deutschland leben ca. 150 000 Vietnamesen. Es sind die Nachfahren der sog. Boat-People, die in den späten 1970er Jahren aus humanen Gründen in unserem Land aufgenommen wurden. Es sind auch die Nachkommen der Vietnamesen, die die ehemalige DDR als „Vertragsarbeiter“ aus dem kommunistischen Nordvietnam aufgenommen hatte. Im Unterricht habe ich viele Kinder mit vietnamesischem Hintergrund unterrichtet und mit ihnen nur gute Erfahrungen gemacht. Im Lehrerzimmer haben die Kollegen manchmal gefeixt: Die lieben Vietnamesen machen etwas falsch. Sie sind nicht aufsässig, verstoßen nicht gegen die Regeln, beschimpfen die Lehrerinnen nicht als „deutsche Schlampen“, sie sind höflich und zuvorkommend – und leistungsorientiert. Und deshalb stehen sie nicht im Rampenlicht der Öffentlichkeit, wie das z.B. türkische oder arabische Jugendliche ständig zu tun pflegen. Weiterlesen
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Integration auf Vietnamesisch
Eingeordnet unter Leistungsbereitschaft, Sozialer Aufstieg durch Bildung
Wir lassen keine(n) zurück!
In Deutschland verlassen jedes Jahr knapp 50.000 junge Menschen die Schule, ohne einen Abschluss erreicht zu haben. In Berlin sind es ca. 6.000. Sie schaffen nicht einmal den leichtesten Abschluss, der heute Berufsbildungsreife genannt wird. Früher hieß er Hauptschulabschluss. Die Folgen sind fatal: für die Betroffenen und für die Gesellschaft. Ein Schüler ohne Schulabschluss findet nur schlecht einen Ausbildungsplatz. Ohne Beruf jobben diese jungen Menschen in unterschiedlichen Branchen, um schließlich im Hartz-IV-System zu landen. Als Lehrer, der die meiste Zeit im Gymnasium unterrichtet hat., wollte ich wissen, wie es an den Schulen zugeht, an denen viele dieser „Schulversager“ unterrichtet werden. Dazu hospitierte ich an einer Integrierten Sekundarschule im Berliner Stadtteil Moabit. Ich sprach mit dem Schulleiter und einigen Lehrkräften und Schülern. Und ich besuchte Unterricht im Fach Deutsch. Hier ist der Erfahrungsbericht.
Hedwig-Dohm-Oberschule – die Schule im Herzen Berlins – ein Erfahrungsbericht
Das mit wildem Wein bewachsene Backsteingebäude aus der Gründerzeit steht am Stephanplatz im Stadtteil Berlin-Moabit, der zum Bezirk Mitte gehört. Es beherbergt die Hedwig-Dohm-Oberschule, eine Integrierte Sekundarschule, die aus der Zusammenlegung einer Real- mit einer Hauptschule entstanden ist. Namenspatronin ist die jüdische Frauenrechtlerin Hedwig Dohm, die im 19. Jahrhundert mit „Mut vor Königsthronen“ und geistreichem Humor für die volle Gleichstellung von Mann und Frau eingetreten ist. Hedwig Dohm war die Großmutter von Katharina („Katja“) Pringsheim, der Ehefrau von Thomas Mann. Noch die Kinder des Mann-Ehepaars waren stolz auf ihre streitbare Urgroßmutter. Weiterlesen