Es ist kein gutes Zeichen, wenn selbst Medien, die sich aufklärerischem Denken verpflichtet fühlen, die Analyse von Fakten durch suggestiv dargebotene „gefühlte Wahrheiten“ ersetzen. So geschah es in der Titelgeschichte des SPIEGEL „So gut /so schlecht geht es den Deutschen“ (Heft 9/2017). Da liest man folgenden Satz:
„Noch immer studieren hierzulande vor allem Kinder, deren Eltern selbst Akademiker sind.“
Die Aussage des Satzes ist richtig, trotzdem erklärt er so gut wie nichts. Er soll auch nichts erklären, sondern ein Gefühl bedienen: So ungerecht geht es zu in Deutschland. Nicht einmal das „Aufstiegsversprechen im Wirtschaftswunderland“ (SPIEGEL) werde eingelöst. Schuld sei der Neoliberalismus, der in seinem Effektivitätsdenken die Schwachen – die Arbeiterkinder – zurücklässt. Damit stimmt der SPIEGEL in den Gerechtigkeitssound ein, den zur Zeit Martin Schulz (SPD) landauf, landab anstimmt. Merkwürdig, dass sich selbst Journalisten, die der kühlen Analyse verpflichtet sind, vom Erlösungsversprechen eines Politikers anstecken lassen. Weiterlesen