Die Jugend steht vor einer ungewohnten Bewährungsprobe. Sie muss ihren Selbstverwirklichungsdrang zügeln und Solidarität lernen.
Als immer mehr Bundesländer dazu übergingen, das öffentliche Leben weitgehend einzuschränken, um die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen, konnte man erleben, dass viele Jugendliche sich nicht an das Gebot hielten, sozialen Abstand zu wahren. Als bundesweit die Schulen schlossen, gingen viele Schüler nicht nach Hause, sondern zogen – mit Sixpacks ausgerüstet – in Parks, um dort Corona-Partys zu feiern. Viele hatten noch die bunten Gewänder an, die sie für die Motto-Woche ihres Gymnasiums angezogen hatten. In den lauen Frühlingsabenden feierten Jugendliche an den üblichen örtlichen Hot-Spots: im Berliner Mauerpark, im Englischen Garten in München und auf dem Stuttgarter Schlossplatz. Ein schwäbischer Jugendlicher erzählte einem Reporter des Süddeutschen Rundfunks, er fürchte sich nicht vor einer Infektion, weil ihn sein starkes Immunsystem schütze. Die Botschaft, dass es darum gehe, andere Menschen, vor allem die Risikogruppe der Senioren, vor Ansteckung zu bewahren, ist bei diesen Jugendlichen offensichtlich nicht angekommen. Im Biologieunterricht haben sie gelernt, dass man als Virusträger andere Menschen auch dann anstecken kann, wenn man selbst keine Symptome zeigt. Wenn es um das Ausleben des eigenen Egos geht, werden wissenschaftliche Informationen offensichtlich verdrängt. Hieß es nicht immer, man lerne in der Schule für das Leben? Weiterlesen