Inklusion, Selbstlernen, ein freundlicher Umgang miteinander – das allein bringt niemanden zum Abitur. Das konservative Leistungsprinzip ist besser als sein Ruf.
Wenn man sich heutzutage im Lehrerzimmer zu einer konservativen Pädagogik bekennt, hat man einen schweren Stand. Den vorwiegend jungen Kollegen gehen die Floskeln einer linken Pädagogik flüssig von den Lippen: Kinder aller Begabungen in einer Klasse? Kein Problem! Das Leistungsprinzip im Unterricht? Wichtiger ist ein freundliches Lernklima! Der pädagogische Mainstream, der seit Jahren den gesellschaftlichen Diskurs über Bildung prägt, hat sich auch in den Köpfen vieler Lehrkräfte eingenistet. In den täglichen Gesprächen im Lehrerzimmer kann man dann aber Erstaunliches vernehmen. Wenn ein Mathelehrer erschöpft aus der 8 b kommt und klagt: „Wie haben die es nur aufs Gymnasium geschafft?“, gerät die Verheißung vom „längeren gemeinsamen Lernen“ offensichtlich an ihre Grenzen. Spätestens beim Mittleren Schulabschluss und vor allem im Abitur kehrt auch das Leistungsprinzip mit Macht zurück. Freundlicher Umgang mit Schülern – eigentlich eine Selbstverständlichkeit – hilft den Schülern nicht über diese Hürden hinweg. Viel Unaufrichtigkeit ist im Spiel, wenn Lehrer eine „fortschrittliche“ Pädagogik verteidigen. Oft klingt es, als wolle man sich partout zu den angesagten pädagogischen Moden bekennen, weil es als anstößig gilt, als konservativ wahrgenommen zu werden. Mich amüsiert diese Schizophrenie: In der Theorie tickt man links, in der Praxis neigt man dann doch zur altbewährten Praxis. Vielleicht hatte der große konservative Denker Joachim Fest recht, als er sagte: „Die Wirklichkeit ist immer konservativ.“ Weiterlesen