Schulbücher mit ideologischer Schlagseite

Wenn Lehrer Schulbücher im Unterricht verwenden, müssen sie sich auf ihren Wahrheitsgehalt verlassen können. Bei Geschichtsbüchern ist das nicht immer der Fall. Am Beispiel des Nahostkonflikts kann man erkennen, dass die Haltung der Autoren sogar die Wiedergabe historischer Tatsachen beeinflusst. Lehrer sind der geschichtlichen Wahrheit verpflichtet. Mit solchen Büchern haben sie einen schweren Stand.

Veröffentlicht auf CICERO-online am 13. Januar 2024

In einer Diktatur haben es wissenschaftliche Wahrheiten schwer. Unter Stalin gewannen die Theorien des Biologen Lyssenko Einfluss, wonach die Eigenschaften von Lebewesen nicht durch Gene, sondern durch Umweltbedingungen bestimmt werden. Die Existenz von Genen galt als unsozialistisch. Unter Hitler lehnte die „Deutsche Physik“ die Erkenntnisse der Relativitätstheorie und der Quantenmechanik als „jüdisch“ ab. Unter Putin verkam die Geschichtswissenschaft zur Apologetik einer revisionistischen Machtpolitik. Der Kreml leugnet die Existenz des geheimen Zusatzprotokolls zum Hitler-Stalin-Pakt von 1938, in dem Deutschland und die Sowjetunion ihre Interessensphären in Osteuropa absteckten. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs hielten sich beide Diktatoren an den Fahrplan der Eroberungen. Gäbe Russland die Verstrickung in den Kriegsausbruch zu, fiele die Legende vom Großen Vaterländischen Krieg, in dem das Gute das Böse besiegte, in sich zusammen.

Pluralismus historischer Erkenntnisse in der Demokratie

Der Demokratie ist es eigen, historische Erkenntnisse im pluralistischen Meinungsstreit der Fachwissenschaft zu gewinnen. Jede staatliche Setzung historischer Gewissheiten ist der Demokratie fremd. Ja, man kann demokratische von autokratischen oder diktatorischen Staatsformen geradezu darin unterscheiden, wie sie mit der Geschichte umgehen. In einem demokratischen Land gibt es keine einzig wahre und allzeit gültige Geschichtserzählung. Alle Bewertungen historischer Ereignisse sind Ausdruck des jeweiligen Forschungsstandes, der sich bei neuen Quellenfunden oder der Neuinterpretation alter Quellen ändern kann. Wenn sich die Interpreten in der Bewertung von Quellen widersprechen, bleiben die Widersprüche stehen, so dass sich jeder Geschichtsinteressierte seinen eigenen Reim auf die Ereignisse machen muss.

Nahostkonflikt: Israel als Buhmann

Am Nahostkonflikt lässt sich zeigen, dass Geschichtsbücher nicht frei von ideologischen Vorurteilen sind, die die Autoren bei diesem heiklen Gegenstand pflegen. Im Geschichtsbuch „Forum Geschichte, Band 4“ (2003) aus dem Cornelsen-Verlag wird Israel die Schuld am ersten Nahostkrieg 1948/49 gegeben: „Nachdem ein Teilungsplan der UNO von 1949 gescheitert war, riefen 1948 führende zionistische Politiker den Staat Israel aus. Die Folge der Staatsgründung war er (erste) Nahostkrieg mit den arabischen Nachbarn Israels.“ Kein Wort davon, dass auch den Arabern ein eigener Staat zugebilligt wurde, dessen Gründung sie ausschlugen, weil sie hofften, durch einen Krieg ganz Palästina erobern zu können. Der Krieg brach nicht aus, weil Israel den UN-Teilungsplan erfüllte, sondern weil ihn die arabischen Staaten ablehnten. Da der Teilungsplan der UN völkerrechtliche Qualität besaß, kam dessen Ablehnung durch die Araber einem Bruch des Völkerrechts gleich.

Israel als Kriegstreiber

Zum Sechstagekrieg 1967 heißt es im Cornelsen-Buch: „Israel siegt über Ägypten, Syrien und Jordanien; Besetzung arabischer Gebiete durch israelische Truppen; der Kampf der Palästinenser um ihr Land beginnt.“ Der Tenor dieser Passage lautet: Israel hat einen Krieg begonnen, um den Palästinensern ihr Land wegzunehmen. Ein seriöser Ansatz hätte die Kriegsursachen differenziert dargestellt: Am 15. Mai 1967 sendet der ägyptische Präsident Nasser zwei Panzerdivisionen auf den Sinai an die Grenze zu Israel. Auch Syrien zieht Truppen in der Stärke von 63.000 Mann an der Grenze zu Israel zusammen. Am 22. Mai sperrt Nasser die Meerenge von Tiran mit Hilfe von Kriegsschiffen, so dass die israelische Hafenstadt Eilat vom Zugang zum Roten Meer abgeschnitten ist. Gleichzeitig verlangt Nasser den Abzug der UN-Friedenstruppen aus dem Gazastreifen und dem Sinai, was auf Kriegsabsichten schließen lässt. Die Kriegshetze der arabischen Führer ist unmissverständlich, wie zwei Zitate belegen: „Unser Ziel ist klar – Israel von der Landkarte zu löschen.“ (Iraks Präsident Abdel Rahman Aref); „Jetzt geht es darum, wie der Staat Israel für alle Zeit vernichtet werden kann.“ (Ägyptens Präsident Gamal Abdel Nasser) – Wenn man den kriegerischen Aufmarsch der arabischen Truppen und die verbalen Drohungen der Führer verschweigt, muss Israel als Verursacher des Krieges erscheinen. Vermutlich war das auch die Absicht der Autoren dieses Geschichtsbuches.

Mit Gefühlen für die richtige Sache

Da das Geschichtsbuch für Heranwachsende gedacht ist, glaubten die Autoren, die didaktische Methode des Human Touch verwenden zu müssen, mit der man Ereignisse emotional aufladen kann. Zwei Schülerinnen einer fiktiven internationalen Schule in Jerusalem schreiben sich Briefe: die palästinensische Lara und die israelische Ella.  Lara: „Du hast einen Staat, eine Fahne, einen Pass…Ich habe kein Zuhause, keinen Staat, keine Freiheit…Ich habe nichts…“; Ella: „Auch ich bin der Meinung, es ist nicht richtig, dass ihr keinen Staat, keinen Ausweis, keine Fahne und keine Hymne haben dürft…“. Auch hier wird die historische Wahrheit ausgespart: Nicht Israel hat den palästinensischen Staat verhindert, sondern die palästinensischen Führer im Verein mit den arabischen Staaten. Man kann es grenzwertig nennen, die einseitige Sicht von Schulbuchautoren fiktiven Jugendlichen in die Feder zu diktieren. Für Seriosität spricht ein solches Verfahren jedenfalls nicht.

Interessant ist ein Vergleich mit dem Geschichtsbuch „Geschichte / Geschehen, Bd. 4“ vom Klett-Verlag (2008). Auch hier wird das Faktum unterdrückt, dass die Araber ihren von den Vereinten Nationen gebilligten Staat ausschlugen: „Im Mai 1948 wurde der Staat Israel gegründet. Alle Bemühungen der Vereinten Nationen, einen friedlichen Ausgleich zwischen Juden und Arabern herbeizuführen, waren zuvor gescheitert.“ Der Ausgleich zwischen Juden und Arabern ist deshalb gescheitert, weil sich die Araber nicht mit dem Staatsgebiet begnügen wollten, das ihnen von den Vereinten Nationen zugebilligt worden war. Es war etwa genauso groß wie das israelische Staatsgebiet. Anscheinend empfinden auch die Autoren des Klett-Buches das Versagen der palästinensischen Führer als so fatal, dass sie es vor den Schülern lieber verschweigen. Die Schüler hätten sonst die Einsicht gewonnen, dass die heutige schlechte Lage der Palästinenser durch die Ignoranz und Überheblichkeit ihrer Führer herbeigeführt wurde.  Sie Israel in die Schuhe zu schieben, kommt dem heutigen Zeitgeist  entgegen.

Zwiespältige Verbesserungen in den Neuauflagen

Schulbücher erfahren in der Regel im Rhythmus von zehn bis fünfzehn Jahren eine Neuauflage. In sie gehen Korrekturen und Verbesserungen ein, die von den Nutzern, meistens von den Lehrkräften, angeregt wurden. So konnte man gespannt sein, ob die beiden Verlage Cornelsen und Klett die Mängel in ihren Geschichtswerken ausbügelten. Leider nur zum Teil. Auch in dem Buch „Forum Geschichte 9/10“ von Cornelsen (2018) wird das entscheidende historische Faktum, die Staatsgründung Israels im Jahr 1948, falsch wiedergegeben: „Unmittelbar nach der Proklamation des Staates Israel 1948 entluden sich die aus Wut und Enttäuschung gewachsenen Spannungen unter den arabischen Völkern in einem Krieg gegen Israel.“ Es fehlt jeder Hinweis darauf, dass die Araber den ihnen angebotenen Staat abgelehnt haben, weil sie ganz Palästina für sich besitzen wollten. Das Verb „entlud“ suggeriert eine spontane Entladung des Volkszornes, worauf auch das Wort „Völker“ hindeutet. Dies war beileibe nicht der Fall. Der Angriffskrieg der arabischen Staaten war von den Staatschefs kühl kalkuliert, untereinander abgesprochen und durch die Propaganda der Staatssender monatelang vorbereitet. Der Generalsekretär der Arabischen Liga Azzam Pascha ließ keinen Zweifel an den Absichten des Krieges gegen Israel: „Dies wird ein Ausrottungskrieg und ein gewaltiges Massaker, über das man einst im selben Atemzug mit dem mongolischen Massaker und den Kreuzzügen sprechen wird“. Solche Zitate lassen sich im Netz leicht finden. Die Autoren des Geschichtsbuchs haben sich dieser Mühe nicht unterzogen.

Bei der Darstellung des Sechstagekrieges 1967 heißt es in der Neuauflage lapidar: „Israel führt einen Präventivkrieg gegen Ägypten, Jordanien und Syrien.“ Warum der Präventivkrieg Israel nötig erschien und was er verhindern sollte, bleibt unerwähnt. Wenn es dann noch heißt: „[Israel] verdreifacht sein Staatsgebiet“, erscheint Israel als gieriger Landräuber.

Eine deutliche Verbesserung gibt es beim Klett-Werk „Geschichte und Geschehen, 9/10“ aus dem Jahr 2017. Hier steht ein korrekter Satz: „Nach dem Zweiten Weltkrieg empfahl die UN-Vollversammlung – vor allem vor dem Hintergrund des Holocaust in Europa – die Teilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat. Jerusalem sollte eine neutrale Stadt geben.“ Positiv ist der Verweis auf den Holocaust, dessen schreckliche Folgen die Gewährung eines israelischen Staates durch die Vereinten Nationen entscheidend beeinflusst haben. Bei Cornelsen fehlt dieser Hinweis gänzlich. Auch die Passage über den Sechstagekrieg ist in der Neuauflage des Klett-Buches nicht zu beanstanden: „1967 kam Israel einem drohenden Einfall der verbündeten arabischen Staaten zuvor“.  Die Klett-Autoren haben offensichtlich aus den Fehlern der ersten Auflage gelernt.

Schwachstelle Flüchtlingsproblematik

Während beide Cornelius-Auflagen die Flüchtlingsproblematik vollständig aussparen, widmet ihr das aktuelle Klett-Buch ein eigenes Kapitel. Darin werden die Ursachen der Flüchtlingsfrage und die Folgen, die Unterbringung der Flüchtlinge in Dutzenden Lagern, korrekt geschildert. Dennoch bleibt beim Lesen des Textes das Gefühl zurück, Israel sollte an den Pranger gestellt werden, weil ihm einseitig die Schuld an der Flucht der Palästinenser aus ihrer Heimat gegeben wird. Diesen Eindruck hätte das Buch vermeiden können, wenn es die Geschehnisse differenzierter dargestellt hätte. Unbestritten ist, dass es während des Unabhängigkeitskrieges, den Israel gegen seine Feinde führen musste, zur Vertreibung arabischer Bewohner aus ihren Dörfern kam. Viele flohen aus dem Staatsgebiet Israels und ließen sich im Westjordanland nieder, das während des Krieges von Jordanien erobert und annektiert wurde. Wenn man Augenzeugenberichte aus dem Unabhängigkeitskrieg liest, kann man die Berechtigung der Vertreibung der Araber aus dem Staatsgebiet Israels durchaus verstehen. Sie standen in den Dörfern am Straßenrand und jubelten den einmarschierenden arabischen Truppen zu. Als Geschichtslehrer erinnere ich mich gut an die Bilder aus dem Jahre 1938. Als Hitlers Wehrmacht in die Tschechoslowakei einrückte, standen die Sudetendeutschen am Straßenrand und jubelten, Frauen streuten den Aggressoren Blumen auf die Straße. Wer wollte es den Tschechen verdenken, dass sie diese Kollaborateure nach dem Krieg des Landes verwiesen! Auch in Nahost ist die Logik einfach: Hätten die Araber Israel nicht angegriffen, wäre es nicht zur Vertreibung arabischer Bewohner gekommen. Hätten die Araber 1947 den ihnen zugestandenen Staat akzeptiert, hätte ein friedlicher Bevölkerungsaustausch stattfinden können: Juden ziehen aus dem arabischen Staat in den jüdischen Staat und umgekehrt. Es sind auch keineswegs alle Araber aus Israel geflohen. Die arabische Minderheit von 20 Prozent, die heute in Israel lebt, geht auf die Araber zurück, die damals im jungen Staat Israel geblieben sind. Von ihnen käme heute keiner auf die Idee, nach Gaza oder ins Westjordanland überzusiedeln, weil sie dann in Armut und Unterdrückung leben müssten. Wenn man die historischen Fakten zur Kenntnis nimmt, haben die Araber ihr Flüchtlingsproblem selbst verschuldet – durch die historische Blindheit ihrer Führer, die nach dem Prinzip handelten: Alles oder nichts. Die Nakba-Legende kann man nur aufrecht- erhalten, wenn man die eigene Schuld an Krieg und Vertreibung leugnet.

Tabuisiertes Ereignis: Die Vertreibung der Juden

Während die Araber ihre eigene Vertreibung ständig ins Schaufenster stellen, verschweigen sie bis heute, dass sie selbst eine Massenflucht ausgelöst haben. Während der UN-Debatten im Jahr 1947 gab es von Seiten der arabischen Länder massive Drohungen gegen die Juden. So sagte zum Beispiel der ägyptische Delegierte vor der UN-Vollversammlung: „Durch die Teilung [Palästinas] würde das Leben einer Million Juden in muslimischen Ländern aufs Spiel gesetzt“. Die Juden in den arabischen Staaten galten also als Faustpfand, um die Delegierten der UN-Vollversammlung im arabischen Sinn zu beeinflussen. Historiker beziffern die nach der Gründung des Staates Israel aus Rache aus den muslimischen Ländern vertriebenen Juden auf 820.000 Menschen. 586.000 von ihnen ließen sich in Israel nieder, der Rest wanderte in die USA aus. Diese von den Arabern ausgelöste Massenflucht von Juden wird selbst von den seriösen Medien in Deutschland verschwiegen.

Flüchtlingsstatus auf ewig

Rund 1,5 Millionen Palästinenser leben heute noch in 58 von der UNRWA verwalteten Flüchtlingslagern. Sie befinden sich in Jordanien, Syrien, im Libanon, im Gazastreifen und im Westjordanland. Weitere 3,5 Millionen leben in Orten der arabischen Gastländer, oft in der Nähe der Flüchtlingslager. Als Staatenlose besitzen sie dort meist keine staatsbürgerlichen Rechte und werden als Minderheit teilweise systematisch diskriminiert. Die arabischen Staaten weigern sich, die Palästinenser als gleichberechtigte Bürger anzuerkennen, obwohl es „muslimische Brüder“ sind. Die Staatschefs wollen den Druck auf Israel aufrechterhalten, indem sie die Palästinenser in der Hoffnung lassen, sie könnten eines Tages in ihre „Heimat“, d.h. nach Israel, zurückkehren. Über die Absicht, die sie mit deren Rückkehr verfolgen, ließen die arabischen Führer keinen Zweifel: „Wenn die Flüchtlinge nach Israel zurückkehren, wird Israel aufhören zu bestehen.“ (Präsident Nasser, 1961)

Terrorquelle Flüchtlingslager

Die Flüchtlingslager sind mit daran schuld, dass der Nachschub an Terroristen nie versiegt. Die Palästinenser sind das einzige Volk der Erde, das den Flüchtlingsstatus von Generation zu Generation weitervererbt. Die UN-Organisation UNRWA hat den Palästinensern diesen einmaligen Status verliehen. In den Hütten der Lager hängen Schlüssel an der Wand, die den Zugang zu den Häusern symbolisieren sollen, aus denen sie 1948 vertrieben wurden.  Diese Schlüssel sind keine folkloristische Marotte, sondern die Aufforderung an die männliche Jugend, sich immer wieder in aussichtslose Kämpfe mit den israelischen Sicherheitskräften zu stürzen und den Märtyrertod zu sterben. Die Märtyrerrenten tun ein Übriges. Wie würde die zivilisierte Welt reagieren, wenn die Sudetendeutschen, die Schlesier und die Ostpreußen ihren „Schlüssel an der Wand“ kultivieren und den Flüchtlingsstatus von Generation zu Generation weitervererben würden? Unsere Vertriebenenverbände haben sich für die Versöhnung entschieden und pflegen einen freundschaftlichen Kontakt mit den Menschen, die heute in ihrer ehemaligen Heimat leben. Den Palästinensern gelingt das nicht, weil sie immer noch von ihren Führern in einen aussichtslosen Kampf geschickt werden. Einem deutschen Schulbuch hätte es gut angestanden, das Flüchtlingsschicksal der Palästinenser mit dem unserer Heimatvertriebenen zu vergleichen. Eine vertane Chance!

Flüchtlingspolitik mit zweierlei Maß

Dass die Vereinten Nationen bei der Flüchtlingsfrage mit zweierlei Maß messen, kann man an einem historischen Beispiel ablesen, das sich im selben Jahr 1947 abspielte wie die Teilung Palästinas. Bei der Trennung Indiens und Pakistans kam es zu einem gigantischen Bevölkerungstransfer. Acht Millionen Hindus flohen aus Pakistan, sechs Millionen Muslims aus Indien. Anders als im arabisch-israelischen Konflikt hielt man in diesem Fall den Austausch der jeweiligen Bevölkerungsgruppen für die beste Lösung, um gedeihliche Beziehungen zwischen den beiden Staaten zu sichern. Trotz der riesigen Zahl an Flüchtlingen wurde von den UN keine Hilfsorganisation gegründet. In Palästina hält man die Wunde offen, weil eine Mehrheit von Ländern des globalen Südens immer noch von der Auslöschung des Staates Israel träumt. 17 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen negieren bis heute das Existenzrecht Israels. Da das Flüchtlingsthema in der Politik der palästinensischen Führer  eine große Rolle spielt, hätte man erwarten können, dass die hier geschilderten Zusammenhänge in einem Geschichtsbuch für Schüler differenziert dargestellt werden. Das ist in den von mir analysierten Büchern nicht der Fall.

Dunkler Fleck: Kumpanei der Araber mit Adolf Hitler

Ein dunkler Fleck in der arabischen Geschichte kommt in beiden Geschichtsbüchern nicht zur Sprache. Der Mufti von Jerusalem Amin al-Husseini, ein fanatischer Judenhasser, wurde von den Briten als höchste geistliche Instanz in Palästina eingesetzt. Während des Zweiten Weltkriegs lebte er zeitweise in Deutschland. Er war ein glühender Anhänger Adolf Hitlers und ein Freund Heinrich Himmlers. Er bildete auf dem Balkan muslimische Bataillone der Waffen-SS, die sich an Hitlers Eroberungskrieg beteiligten. Dafür bekam er von Hitler die Zusage, dass die Juden Palästinas ebenfalls der „Endlösung“ zugeführt würden, wenn General Rommel Palästina erobert haben würde: „Das deutsche Ziel wird dann die Vernichtung des im arabischen Raum unter der Protektion der britischen Macht lebenden Judentums sein“ (Adolf Hitler am 9. Dezember 1941 im Gespräch mit Husseini) – Nach dem Krieg wurde al-Husseini als Kriegsverbrecher gesucht. Es gelang ihm, sich der Bestrafung zu entziehen, indem er in Ägypten untertauchte. Aus jener Zeit resultiert die Faszination der Araber für die NSDAP und ihre Vernichtungspolitik. Hamas-Anhänger stellen sich in Berlin bewusst in die Nachfolge der Nationalsozialisten, wenn sie Häuser, in denen Juden wohnen, mit Davidsternen markieren oder Hakenkreuze an die Wände schmieren. „Mein Kampf“ erfreut sich in arabischer Übersetzung großen Zuspruchs unter fanatischen Judenhassern.

Schulbücher mit ideologischer Schlagseite

Während beim Klett-Lehrwerk in der zweiten Auflage eine deutliche Verbesserung der Darstellung des Nahost-Konflikts festzustellen ist, verharrt der Cornelsen-Verlag in einer Darstellung, die nicht frei von manipulativen Passagen ist. Es scheint, als wollten die Autoren die Legitimität Israels, die auf einem Beschluss der Vollversammlung der Vereinten Nationen im Jahr 1947 beruht, nachträglich noch in Abrede stellen. Das aktuelle Klett-Buch bemüht sich um eine neutrale Schilderung der Ereignisse, lässt dabei aber heikle Geschehnisse aus, die die palästinensische Seite in ein ungünstiges Licht rücken könnten. Das betrifft den Umgang mit der Flüchtlingsfrage und die Verstrickung der Araber in die Vernichtungspolitik der NSDAP. Die Cornelsen-Autoren bemühen sich nicht einmal um Ausgewogenheit und Neutralität. Ihrer Darstellung ist eine latente Parteinahme für die Palästinenser anzumerken. Betrachtet man die jüngere Geschichte des Cornelsen-Verlags, kann man die Ursachen für diese einseitige Darstellungsweise erahnen. Nach der Wende 1989 ging der DDR-Verlag „Volk und Wissen“ im Cornelsen-Verlag auf. Die meisten Autoren, die früher für den kommunistischen Verlag geschrieben hatten, wurden vom Westverlag übernommen. Sie haben bei diesem Wechsel ihres Brötchengebers wohl kaum ihr Geschichtsbild verändert. Die DDR stand wie der große Bruder Sowjetunion „unverbrüchlich an der Seite der arabischen Brüder und des palästinensischen Volkes“, wie die Solidaritätsfloskeln lauteten. Israel galt als enger Verbündeter der „imperialistischen“ USA, während man das palästinensische Volk im Befreiungskampf sah. Bei der Beurteilung Israels spielte auch eine Rolle, dass in der DDR die Opfer des Holocaust als Opfer zweiter Klasse galten. Als „rassisch Verfolgte“ bekamen die Juden niedrigere Renten als die kommunistischen Opfer.

Bleibt eine abschließende Frage: Warum haben die staatlichen Kontrolleure in den Kultusministerien, die für die Genehmigung von Schulbüchern zuständig sind, von der ideologischen Schlagseite der Cornelsen-Bücher nichts bemerkt?

Ein Kommentar

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Eine Antwort zu “Schulbücher mit ideologischer Schlagseite

  1. Wolfgang Kühnel

    Die abschließende Frage lässt sich wohl leicht beantworten: In den Ministerien ist niemand mehr zuständig für die inhaltliche Richtigkeit von Schulbüchern, man prüft allenfalls die grobe Übereinstimmung der Themen mit den KMK-Bildungsstandards bzw. den länderspezifischen Lehrplänen. Und das Georg-Eckert-Institut in Braunschweig prüft gelegentlich, ob es versteckten Sexismus oder Rassismus darin gibt.
    Im Fach Mathematik hat das schon dazu geführt, dass fachlich-mathematische Fehler stehen bleiben. Es ist sogar fraglich, ob die Schulbehörden zu allen Schulfächern überhaupt noch Leute haben, die in diesen Fächern ausgewiesen sind und die Bücher beurteilen könnten. Es sieht so aus, als würden die Schulbuchverlage mehr und mehr in Eigenregie regeln. Und welche Autoren sie dabei bevorzugen und warum, das ist ein großes Geheimnis.

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